Steuererklärung Kanada. Bin ich resident oder non-resident?

Immer wieder kommt die Frage bei der kanadischen Steuererklärung auf – Bin ich resident oder non-resident? Diese Frage ist leider nicht so einfach zu beantworten. Die Steuersituation hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.

Es ist wichtig zu wissen, dass ein Working Holiday einen nicht automatisch zum non-resident macht. “Resident for tax purposes” darf nicht mit “permanent resident” oder sogar mit “citizenship” verwechselt werden. Keine Steuersituation kann mit der von einem Freund oder anderen Personen verglichen werden. Es gibt kein 0815-Vorgehen.

Die Infos auf dieser Seite habe ich aus den folgenden offiziellen Quellen der Regierung zusammengefasst und sehr vereinfacht dargestellt. Gerne kannst du dort alles genauer nachlesen.

>> Determining your residency status << 

>> Income Tax Folio S5-F1-C1, Determining an Individual’s Residence Status <<

Resident for tax purposes

Bei der Einstufung als “resident” kommt es auf die Bindungen an, die man in Kanada aufbaut. Jedes Steuerjahr muss separat betrachtet und bewertet werden. Die folgenden Bindungen wirken sich positiv auf die Einstufung als resident aus. Je mehr man davon im Steuerjahr hat, desto eher ist man resident. Ich teile die Bindungen in drei Kategorien ein.

Die stärksten Bindungen, die dich automatisch zum "resident" machen

  • Familie (Ehepartner und Kinder) geht mit nach Kanada,
  • eigene richtige Wohnung mit Mietvertrag in Kanada (keine WG, und keine staff accommodation)

Die zwei stärksten Bindungen zu Kanada, und somit auch die wichtigsten (“significant residential ties”) sind also Familienmitglieder (Ehepartner und Kinder) und eine eigene Wohnung. In dem Land wo diese sind, ist man steuerpflichtig, also “resident for tax purposes”

Man muss nicht verheiratet sein, um als Partnerschaft zu gelten. Wenn du mit deinem Partner oder Partnerin am 31.12. des Steuerjahres seit mindestens 12 Monaten zusammen gelebt hast, seid ihr in Kanada “common law”. Dann müsst ihr die Steuererklärung gekoppelt als “common law” abgeben. 

Sehr gute Bindungen, die dich zum "resident" machen können, wenn du in Summe mehrere davon hast

Folgende Punkte werden “secondary residential ties” genannt, und wirken sich positiv auf die Einstufung als “resident” aus.

  • im Steuerjahr länger als 183 Tage in Kanada
  • kanadische Krankenversicherung von einer Provinz (health care card)
  • ein employer-specific work permit, wie z.B. das Young Professional, oder LMIA work permit
  • Auto
  • kanadischer Führerschein
  • kanadisches Bankkonto/Kreditkarte
  • kanadisches Sparkonto/Investmentkonto
  • kanadischer Handyvertrag  
  • eine lokale Club- oder Fitnessmitgliedschaft

Zusätzlich zu diesen aufgezählten Punkten fällt die Absicht in Kanada auch schwer ins Gewicht für die Einstufung als “resident”. Wenn man nach Kanada kommt, um sich längerfristig niederzulassen, z.B. mit der Absicht, die Permanent Residency zu beantragen, baut man engere Bindungen zu Kanada auf. 

Die Absicht, nach dem Working Holiday oder Young Professional die PR zu beantragen, spricht also für “resident”. 

Sehr schwache Bindungen, die dich nicht zum "resident" machen können, wenn du nur diese beiden hast

Wenn du im Steuerjahr in Kanada nur diese beiden Bindungen hattest und keine anderen, kannst du davon ausgehen, dass du ein “non-resident” bist. Denn diese beiden Sachen kann man auch als Tourist abschließen. 

  • kanadisches Bankkonto,
  • kanadische SIM-Card oder Handyvertrag

Um dir bei der Entscheidung zu helfen:

  • Warst du im Steuerjahr länger als 183 Tage in Kanada?
  • Warst du am 31.12. des Steuerjahres noch in Kanada?
  • Treffen mindestens 3 Bindungen aus der ersten und zweiten Kategorie auf dich zu?
  • Bist du noch mindestens 8-10 Wochen in Kanada?

Wenn du diese Fragen mit “ja” beantworten kannst, kannst du die Steuererklärung als resident und online abgeben.

In einem extra Info-Beitrag >>hier<< zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du die Steuererklärung als “resident” online und kostenlos abgeben kannst.

Falls du schon aus Kanada ausgereist bist, kannst du die Steuererklärung nicht online abgeben.

Die Steuererklärung muss per Post eingeschickt werden, weil es für solche Fälle keine Online Taxback Software gibt. 

Non-resident for tax purposes

Bei der Prüfung kommt es darauf an, 

  • welche der o.g. Bindungen du in Kanada hattest. 
  • wie lange du in Kanada warst.
  • ob du in jeder Provinz nur auf der “Durchreise” warst, also nur ein paar Wochen/Monate in der Provinz warst.
  • ob du nur im Auto oder in Hostels geschlafen hast.
  • ob du sehr oft außerhalb Kanadas auf road trips warst.
  • ob du nur kurz beim gleichen Arbeitgeber angestellt warst.
  • ob du für mehrere Arbeitgeber in verschiedenen Provinzen gearbeitet hast.

Das ist die Welt eines typischen Work and Travellers. Ein Backpacker auf Reisen zu sein ist nicht schlimm, und es ist bestimmt die geilste Zeit des Kanada-Aufenthaltes, aber es wirkt sich auf die Steuersituation aus.

Hier ein paar Beispiele, bei denen man non-resident ist:

  • Wenn man überhaupt keine der o.g. Bindungen zu Kanada hat.
  • Wenn die Familienmitglieder (Ehepartner und/oder Kinder) im Heimatland geblieben sind.
  • Jemand, der eine leer stehende Wohnung im Heimatland hat. Da ist man automatisch non-resident in Kanada, weil Wohneigentum der wichtigste Faktor ist und alle anderen Faktoren nichtig macht.
  • Wenn man im Steuerjahr weniger als 183 Tage in Kanada war und nur in Hostels oder im Auto übernachtet hat.
  • Wenn man im Steuerjahr zwar länger als 183 Tage in Kanada war, aber in mehreren Provinzen nur kurz gearbeitet und in Hostels, Staff Accommodation oder im Auto geschlafen hat. Also ein typischer Backpacker auf Reisen.
  • Wenn man nur ein bezahltes Praktikum für ein paar Monate in Kanada macht.
  • Wenn man nur für ein paar Monate kommt, um auf einer Farm zu arbeiten.
  • Wenn man nur für ein paar Monate kommt, um als Au-Pair bei einer Familie zu arbeiten.
  • Wenn man im Steuerjahr sowohl eingereist als auch ausgereist ist, z.B. Einreise im April 2023 und Ausreise im August 2023.
  • Jemand der im November oder Dezember des Steuerjahres eingereist ist und vorerst nur in einem Hostel gewohnt hat.
  • Jemand, der insgesamt keine 6 Monate in Kanada war. z.B. im November des Steuerjahres eingereist ist und im März des nächsten Jahres ausgereist ist.

Um die Steuererklärung als non-resident abzugeben, musst du ganz andere Steuerformulare benutzen und du kannst die Steuererklärung nicht online oder über eine Software abgeben. Eine kommerzielle Software für non-residents gibt es nur für die professionellen tax preparers. Die Steuererklärung als non-resident muss in Papierform per Post eingeschickt werden. 

Welche Auswirkungen hat die Steuersituation "resident" oder "non-resident" auf meine kanadischen Steuern?

Die Einstufung hat sehr starken Einfluss auf die kanadische Steuererklärung. Als Steuerzahler in Kanada hat man Freibeträge, die man gegen die Steuern anrechnen kann. In welcher Höhe man diese Freibeträge anrechnen darf, hängt von zwei wichtigsten Faktoren ab. Diese Faktoren bestimmen, ob man in Kanada eine Erstattung bekommt, oder Steuern nachzahlen muss. 

Die zwei wichtigsten entscheidenden Faktoren in der Steuererklärung sind also:

  • die Abgabe der Steuererklärung als “resident” oder “non-resident”
  • ausländische Einnahmen vor oder nach dem Kanada-Aufenthalt
Hier eine kleine Übersicht der Szenarien in der Steuererklärung. Eine davon trifft auf dich zu und dementsprechend wird das Einkommen versteuert.

Welche ausländischen Einnahmen müssen gemeldet werden?

Zu den meldepflichtigen Einnahmen gehören alle Einkommensarten, also Löhne, Einnahmen aus Selbständigkeit, Kapitalerträge, auch das Arbeitslosengeld (I) und sogar die 520-Euro-Minijobs. Es ist irrelevant, ob man im Heimatland Steuern auf das Einkommen gezahlt hat, oder nicht. 

Nicht als Einnahmen zählen: Kindergeld, weil das eigentlich deine Eltern bekommen, Bafög, Hartz IV/Bürgergeld, Taschengeld oder Geldzuschüsse von den Eltern. 

Was ist, wenn ich auch ausländische Einnahmen während meines Kanada-Aufenthaltes hatte?

Wenn du während des Kanada-Aufenthaltes in Deutschland oder anderen Ländern Einnahmen oder selbständiges Einkommen hattest, dann wird es viel komplizierter, dann muss das Doppelbesteuerungsabkommen entscheiden, welches Land die Hand für die Steuern aufhalten darf. Das bedeutet, mit Selbständigkeit in einem anderen Land kommen da noch etliche Punkte zur Prüfung hinzu. 

Grundsätzlich gilt bei “resident”: Ab dem Tag, an dem man “resident for tax purposes” wird, muss man die weltweiten Einnahmen in Kanada versteuern. Also auch die ausländischen Einnahmen. Wenn man im Heimatland auf die ausländischen Einnahmen schon Steuern gezahlt hat, darf man diese in Kanada anrechnen. 

Du bist ein non-resident?

Du bist schon aus Kanada ausgereist?

Canadataxback kann bei der Steuererklärung helfen