Ausländische Einnahmen
Warum muss ich diese in der kanadischen Steuererklärung angeben?
Deine ausländischen Einnahmen musst du in der kanadischen Steuererklärung angeben, weil diese Einfluss auf die Höhe deiner Freibeträge haben können. Meldepflichtig sind dabei alle Einkommensarten – also nicht nur dein Gehalt, sondern auch Arbeitslosengeld oder Minijobs (zum Beispiel 520‑Euro‑Jobs). Wichtig: Taschengeld oder finanzielle Unterstützung von den Eltern, Bürgergeld oder Hartz IV zählen nicht als Einkommen.
Wenn du in Kanada arbeitest, hast du Anspruch auf bestimmte Freibeträge (Tax Credits), die deine Steuerlast senken können. Wie hoch diese Freibeträge sind, hängt von ein paar wichtigen Faktoren ab.
Die drei wichtigsten Punkte für die Berechnung der Freibeträge:
- Wie lange du im Steuerjahr in Kanada warst
- Ob du als „Resident“ oder „Non-Resident“ giltst
- Ob du Einkommen aus dem Ausland hattest – und ob das vor oder nach deiner Zeit in Kanada war
Zuerst eine wichtige Kanada-Info für alle Work and Traveller:
Du zahlst nur Steuern auf das Einkommen, das du in Kanada erzielst.
In anderen Worten: auf alle Einkünfte, die du während deines Aufenthalts in Kanada bekommst.
Einkünfte, die du vor oder nach deinem Aufenthalt in Kanada erzielt hast, werden in Kanada nicht besteuert. Sie werden nur berücksichtigt, um zu prüfen, in welcher Höhe du Freibeträge oder Steuervergünstigungen (benefits) geltend machen kannst.
Diese ausländischen Einnahmen musst du deshalb in der kanadischen Steuererklärung in einem separaten Formular angeben.
Wenn du sie nicht angibst, kann das als Steuerhinterziehung gewertet werden – vor allem, wenn du dadurch zu hohe Freibeträge oder Vergünstigungen erhältst, die dir eigentlich nicht zustehen.
Machst du deine Steuererklärung online, brauchst du dir darüber aber meist keine Sorgen zu machen: Die Steuersoftware berechnet alles automatisch und hilft dir, die richtigen Angaben im richtigen Formular zu machen.
"Wenn man unter dem Freibetrag verdient hat, bekommt man alle Steuern zurück."
Diesen Satz hört man oft – aber ganz so stimmt das für Work and Traveller nicht.
Grundsätzlich gilt: Alle, die in Kanada arbeiten, haben Anspruch auf bestimmte Steuerfreibeträge (Tax Credits).
Ein bekanntes Beispiel ist der federal Basic Personal Amount, der im Jahr 2025 bei $16,129 lag.
Zusätzlich hat jede Provinz ihren eigenen persönlichen Freibetrag, der deine Steuerlast noch weiter senken kann.
Viele Traveller nennen das auch die „steuerfreie Grenze“. Das bedeutet: Liegt dein Einkommen unter diesem Betrag, musst du keine Steuern zahlen, und bereits einbehaltene Steuern werden dir zurückerstattet.
Soweit, so gut – die obige Aussage stimmt also grundsätzlich.
Aber: Das gilt nicht für alle.
Temporäre oder saisonale Arbeiter, die nur einen Teil des Jahres in Kanada verbringen, können oft nicht den vollen Freibetrag geltend machen. Das betrifft besonders Work and Traveller, die nur für eine kurze Zeit nach Kanada kommen.
Wie hoch dein persönlicher Freibetrag ist, hängt von deiner individuellen Steuersituation ab.
'Resident' for tax purposes
Zunächst eine wichtige Klarstellung: Der Status „Resident for tax purposes“ (oder auch einfach kurz “Tax Resident”) darf nicht mit einem permanent resident verwechselt werden. Für steuerliche Zwecke ist dein Immigrationsstatus in Kanada irrelevant.
Die Regel als “Tax Resident”:
Wenn man im Steuerjahr eingereist ist oder ausgereist ist, darf man die Steuerfreibeträge nur anteilig auf die Zeit in Kanada anrechnen, und zwar auf den Tag genau.
Hier ein vereinfachtes Beispiel (das auf alle zutrifft, die im Steuerjahr eingereist sind)
Federal Freibetrag 2025 = $16,129
Einreise 1. Oktober 2025 => Kanada-Aufenthalt im Steuerjahr => 3 Monate
Erlaubter Freibetrag = $4,032.25 ($16,129 : 12 Monate x 3 Monate)
Steuerpflichtiges Einkommen: Alles, was du über $4,032.25 verdient hast, wird mit dem federal Steuersatz versteuert.
BC Freibetrag 2025 = $12,932
Einreise 1. Oktober 2025 => Kanada-Aufenthalt im Steuerjahr => 3 Monate
Erlaubter Freibetrag = $3,233 ($12,932 : 12 Monate x 3 Monate)
Steuerpflichtiges Einkommen: Alles, was du über $3,233 verdient hast, wird mit dem BC Steuersatz versteuert.
Siehst du den Unterschied zum vollen jährlichen Freibetrag?
Bei einer Online-Abgabe berechnet die Steuersoftware den Freibetrag automatisch taggenau. Deshalb muss das Einreisedatum korrekt angegeben werden. Die Berechnung erfolgt automatisch sowohl für die federal tax als auch für die provincial tax.
Dieses Beispiel zeigt, dass eine späte Einreise den Steuerfreibetrag deutlich reduziert und erfahrungsgemäß zu einer kleineren Steuererstattung führt, wenn du über dem neu berechneten Freibetrag verdient hast.
Dasselbe gilt auch, wenn du Kanada verlässt. Du musst dein Ausreisedatum angeben, damit die Freibeträge taggenau berechnet werden können.
'Non-Resident' for tax purposes
Die 90%-Regel für ‘Non-Residents’:
Um als Non-Resident Freibeträge anrechnen zu dürfen, muss das kanadische Einkommen mehr als 90% des gesamten Welteinkommens im Steuerjahr sein.
- Ist das kanadische Einkommen über 90%, dürfen die vollen Freibeträge angerechnet werden.
- Ist das kanadische Einkommen unter 90%, dürfen keine Freibeträge angerechnet werden.
Welteinkommen = Einnahmen in Kanada + Einnahmen aus dem Ausland.
Aus den Erfahrungswerten der letzten 10 Jahre im Taxback-Service kann ich dir sagen, dass in den meisten Fällen der “Non-Resident” Steuersituation eine Steuernachzahlung fällig wird, weil die Arbeitgeber zu wenig Steuern einbehalten haben.
Eine sehr einfache (wenn auch ausführliche) Erklärung, warum du als Non-Resident Steuern nachzahlen musst, findest du >> hier.
Allgemeine Fragen der Work and Traveller
Woher weiß ich, ob ich "Resident" oder "Non-Resident" bin?
Wie wir schon besprochen haben, hängt die Höhe deiner Freibeträge von deiner Steuersituation ab. Das kann bedeuten, dass du die Freibeträge voll, nur anteilig oder gar nicht anrechnen darfst.
In >> diesem Beitrag << findest du eine vereinfachte Erklärung, die dir dabei helfen kann, deine Steuersituation einzustufen.
Ich empfehle, eine Liste mit zwei Spalten zu erstellen – eine für Resident, eine für Non-Resident – und alle Punkte aufzuschreiben, die auf dich zutreffen.
Die Spalte, in der die meisten Punkte zutreffen, zeigt dir dann, welche Steuersituation für dich sehr wahrscheinlich gilt.
Was ist, wenn ich die ausländischen Einnahmen einfach weg lasse?
Um es ganz deutlich zu sagen: Das absichtliche Verschweigen von Einkommen in der Steuererklärung ist in Kanada eine Straftat. Das nennt man Steuerhinterziehung.
Natürlich kann in der Praxis niemand genau nachvollziehen, ob du mal etwas bar verdient hast oder ein kleiner Nebenverdienst nicht steuerlich angemeldet wurde.
Aber: Informationen über Einkünfte, die offiziell bei der Steuerbehörde deines Heimatlandes gemeldet sind – zum Beispiel über die Lohnabrechnung deines Arbeitgebers – können mit Kanada geteilt werden.
Das ist möglich, weil Kanada mit vielen Ländern Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) hat. Diese erlauben es den Steuerbehörden, deine Finanz- und Steuerdaten untereinander auszutauschen, wenn es notwendig ist.
Was ist, wenn ich auch ausländische Einnahmen während meines Kanada-Aufenthaltes hatte?
Wenn du zum Beispiel remote in Kanada arbeitest und zusätzlich Einkünfte oder selbstständiges Einkommen aus dem Ausland erzielst, wird die Situation deutlich komplexer. In diesem Fall regelt das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), welches Land für die Besteuerung zuständig ist. Bei selbstständiger Tätigkeit in einem anderen Land kommen also mehrere zusätzliche Punkte zur Prüfung hinzu.
Für Personen, die in Kanada als „Resident for tax purposes“ gelten, gilt grundsätzlich: Ab dem Tag, an dem du steuerlich ansässig wirst, muss dein Welteinkommen in Kanada versteuert werden.
Das DBA stellt jedoch sicher, dass du nicht doppelt besteuert wirst.
Das bedeutet konkret:
- Du musst ab dem Datum deiner Einreise dein Welteinkommen in deiner kanadischen Steuererklärung angeben.
- Wenn dein Einkommen bereits im Ausland versteuert wurde, können die dort gezahlten Steuern in Kanada angerechnet werden. Fachlich nennt man das „Foreign Tax Credit“.
In diesem Fall solltest du auf jeden Fall vor Ort mit einem qualifizierten Steuerberater sprechen. Ausländische Einkünfte während deines Kanada-Aufenthaltes können deine Steuererklärung erheblich beeinflussen und erfordern oft spezielle Beratung.
Eine super vereinfachte Situation mit Anleitung habe ich >> hier << für deine online Steuererklärung erstellt.
Ich mache ein Sabbatjahr in Kanada und bekomme noch Lohn vom Arbeitgeber weiter bezahlt.
Ein Sabbatjahr (oder Sabbatical) ist eine längere Auszeit vom Job, die du nimmst, um zu reisen, dich weiterzubilden oder einfach eine Pause einzulegen. Dein Arbeitsplatz bleibt bestehen – du kommst nach der Pause zurück.
Wenn du nicht mehr arbeitest, aber dein Arbeitgeber dich weiter bezahlt, während du in Kanada bist, gilt das als kanadisches Einkommen, sobald du als Resident for tax purposes eingestuft wirst. Das heißt: Du musst es in deiner kanadischen Steuererklärung angeben und versteuern.
Falls dein Einkommen bereits in Deutschland versteuert wurde, sorgt das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Kanada und Deutschland dafür, dass du nicht doppelt Steuern zahlst. Du kannst dafür den Foreign Tax Credit nutzen.
Die Frage, die du dir stellen solltest: Bist du in Kanada ein „Tax Resident“, wenn du nur für ein paar Monate nach Kanada kommst, mit der Absicht, zum gleichen Arbeitgeber zurückzukehren?
Solltest du als Non-Resident gelten, musst du dieses Einkommen zwar in einem gesonderten Formular angeben, um die 90 %-Non-Resident-Regel zu prüfen, aber du musst es nicht in Kanada versteuern.
Deshalb ist es so wichtig, zwischen diesen beiden Steuersituationen klar zu unterscheiden.
Nochmal die Sabbatjahr-Situation als Zusammenfassung:
Tax Resident in Kanada:
- Gehalt melden
- Muss in Kanada versteuert werden
- Ausländische Steuern können angerechnet werden (Foreign Tax Credit)
Non-Resident in Kanada:
- Gehalt muss in einem gesonderten Formular gemeldet werden
- Wird nicht in Kanada versteuert
Wie erfasse ich die ausländischen Einnahmen die ich während meines Kanada-Aufenthaltes hatte?
Wenn du die kanadische Steuererklärung ohne Hilfe selbst abgeben möchtest, teile ich hier ein paar Infos.
Wenn du in Kanada als „Tax Resident“ giltst, musst du deine Einnahmen aus dem Ausland in der Software der Steuererklärung im Bereich “Other Foreign Income & Foreign Tax Credit” eintragen. Dort in dem gleichen Bereich kannst du auch den “Foreign Tax Credit” anrechnen.
Eine super vereinfachte Situation mit Anleitung habe ich >> hier << für deine online Steuererklärung erstellt.
Muss ich mein kanadisches Einkommen in der deutschen Steuererklärung angeben?
Da ich aufgrund kanadischer Vorschriften keine Steuerberatung für andere Länder anbieten darf, hier nur ein kurzer Hinweis, dem du dann über andere Quellen nachgehen kannst:
Da du dein kanadisches Einkommen bereits in Kanada versteuert hast, musst du es in Deutschland nicht noch einmal versteuern. Das bedeutet, dass du auf dieses Einkommen keine deutschen Steuern zahlst.
Du bist aber verpflichtet, das Einkommen in deiner deutschen Steuererklärung anzugeben – und zwar in einem speziellen Formular für ausländische Einkünfte. Das dient dem Finanzamt zur Überprüfung des Steuersatzes für dein Einkommen in Deutschland.
Auch wenn das kanadische Einkommen selbst nicht besteuert wird, kann es den Steuersatz für dein deutsches Einkommen erhöhen. Das nennt man den Progressionsvorbehalt.
Was passiert, wenn ich keine Steuererklärung abgebe?
In Kanada besteht grundsätzlich die Pflicht, eine Steuererklärung einzureichen, wenn Steuern nachgezahlt werden müssen. Erwartest du hingegen eine Erstattung, behält die Steuerbehörde gerne dein Geld was du in Form von Steuern abgeführt hast. Die Abgabe der Steuererklärung ist in diesem Fall also nicht verpflichtend.
Als Tax Preparer kann ich dir jedoch nicht dazu raten, auf die Abgabe zu verzichten. Letztlich liegt es zwar bei dir, ob du die Regeln befolgst, doch im schlimmsten Fall erhältst du eine Aufforderung von der Steuerbehörde – dann bleibt keine Wahl mehr, und die Steuererklärung muss eingereicht werden.
Wird die Steuererklärung verspätet abgegeben und sind Nachzahlungen fällig, fallen Verzugszinsen an: 5 % des ausstehenden Betrags zuzüglich 1% pro Monat, maximal jedoch für 12 Monate.
Wie kann ich eine hohe Nachzahlung umgehen?
Eine Nachzahlung lässt sich nicht vermeiden, wenn die kanadischen Steuerregeln dies erfordern.
Du kannst aber für die Nachzahlung Geld zurücklegen, damit es bei der Steuererklärung nicht so weh tut. Aus Erfahrungswerten lohnt es sich, genau den Betrag beiseitezulegen, der von deinen Pay Slips an Steuern abgezogen wird.
Beispiel und Tipp:
- Bei jedem pay slip werden $100 als “taxes” abgezogen. Dann lege nochmal zusätzlich $100 zur Seite für die Steuererklärung.
- Wenn du für einen ausländischen Arbeitgeber remote arbeitest oder selbständig Rechnungen für Kunden im Ausland oder in Kanada stellst, lege etwa 30% deiner Einnahmen zur Seite.
Wenn du dann im nächsten Jahr deine Steuererklärung machst, prüft die Steuerbehörde, ob du zu viel oder zu wenig Steuer gezahlt hast:
- Wenn du zu viel gezahlt hast → bekommst du eine Rückerstattung.
- Wenn du zu wenig gezahlt hast → musst du etwas nachzahlen.
