Steuererklärung Kanada. Bin ich resident oder non-resident?

Immer wieder kommt die Frage bei der kanadischen Steuererklärung auf: Bin ich als Work and Traveller ein resident oder non-resident? Diese Frage ist leider nicht einfach zu beantworten, denn deine Steuersituation hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab und sollte nicht mit der von Freunden oder anderen Personen verglichen werden – sie kann sehr unterschiedlich sein.

Es ist wichtig und gut zu wissen, dass ein Working Holiday dich nicht automatisch zum Non-Resident macht. Bei den Steuern darf „resident“ nicht mit „Permanent Resident“ verwechselt werden. In diesem Blog verwende ich oft die Begriffe „tax resident“ oder einfach „resident“ (sie bedeuten dasselbe).

Haftungsausschluss: Diese Seite bietet allgemeine und grundlegende Informationen für einen typischen Work and Traveller unter dem IEC Programm und ersetzt keine professionelle Beratung. Prüfe immer alles bei einer Steuerfachperson nach. Canada-taxback.com übernimmt keine Verantwortung für Handlungen, die aufgrund dieser Informationen vorgenommen werden.

Die Infos auf dieser Seite sind aus den folgenden offiziellen Quellen der Regierung zusammengefasst und sehr vereinfacht dargestellt. Gerne kannst du dort alles genauer nachlesen.

Wenn du nach dem Lesen aller Informationen in diesem Blog immer noch unsicher bist, kannst du das Formular NR74 ausfüllen, um die Meinung der CRA zu deiner Steuersituation einzuholen. Die Bearbeitung dauert in der Regel etwa 8 Wochen.

Bei der Beurteilung der Steuersituation ist es wichtig, alle Umstände vollständig zu berücksichtigen.

Die Steuerbehörde (CRA) bestimmt deine Steuersituation anhand einer Kombination von Faktoren, darunter:

  • Wohnsitzbindungen in Kanada
    • Zum Beispiel, ob du eine eigene Wohnung hattest, also einen richtigen Mietvertrag hattest oder Familienmitglieder (Ehepartner, Partner oder Kinder) mit dir in Kanada gelebt haben.
  • Aufenthaltsdauer
    • Wie lange du im Steuerjahr physisch in Kanada anwesend warst.
  • Bindungen zu deinem Heimatland
    • Zum Beispiel Hauseigentum oder einen Job im Heimatland, zu dem du zurückkehren wirst.
  • Art der Unterkunft
    • Ob du in staff accommodation, in einer WG oder in deiner eigenen Wohnung gelebt hast.
  • Absichten
    • Ob du planst, Kanada nach Ablauf deiner Arbeitserlaubnis zu verlassen, oder ob du ein langfristiges Leben in Kanada aufbauen möchtest.

Ich war mehr als 183 Tage in Kanada; bin ich nicht automatisch 'resident for tax purposes'?

Nicht automatisch. Wie du oben siehst, spielt die Aufenthaltsdauer eine Rolle, aber sie ist nur ein Teil des Puzzles. Deine gesamte Situation, einschließlich der Stärke deiner Bindungen zu Kanada, wird zusammen bewertet, um festzustellen, ob du resident oder non-resident for tax purposes in Kanada bist.

Es wird noch komplexer durch die Doppelbesteuerungsabkommen, die Kanada mit anderen Ländern hat. Um diese Infoseite einfach zu halten, gehen wir hier nicht ins Detail, da sie nur relevant werden, wenn deine Steuersituation nicht eindeutig ist. Diese Abkommen enthalten sogenannte “tie-breaker rules” wenn mehrere Länder dich als ‘resident’ betrachten. Die folgenden Beispiele helfen dir jedoch, eine Entscheidung über deine Steuersituation als Work and Traveller zu treffen.

Resident for tax purposes

Bei der Einstufung als “tax resident” kommt es auf die Bindungen an, die man in Kanada aufbaut. Jedes Steuerjahr muss separat betrachtet und bewertet werden. Die folgenden Bindungen wirken sich positiv auf die Einstufung als tax resident aus. Je mehr man davon im Steuerjahr hat, desto eher ist man tax resident. Ich teile die Bindungen in zwei Kategorien ein.

1. Die stärksten Bindungen, die dich automatisch zum "tax resident" machen

  • Familie (Ehepartner und Kinder) begleiten dich nach Kanada,
  • eine eigene richtige Wohnung in Kanada, entweder gekauft, oder mit Mietvertrag (keine WG, und keine staff accommodation)

Die zwei stärksten Bindungen zu Kanada, und somit auch die wichtigsten (“significant residential ties”) sind also Familienmitglieder (Ehepartner und Kinder) und eine eigene Wohnung. In dem Land wo diese sind, ist man steuerpflichtig, also “resident for tax purposes”

Man muss nicht verheiratet sein, um als Partnerschaft zu gelten. Wenn du mit deinem Partner oder Partnerin am 31.12. des Steuerjahres seit mindestens 12 Monaten zusammen gelebt habt, seid ihr in Kanada “common law”. Dann müsst ihr die Steuererklärung zusammen in einem als “common law” abgeben. 

2. Sehr gute Bindungen, die dich zum "resident" machen können, wenn du mehrere davon hast

Diese nennt man “secondary residential ties”. Je mehr du davon hast, desto wahrscheinlicher wirst du als resident eingestuft.

  • Work permit für Kanada 
  • Noch mehr ins Gewicht fällt ein employer-specific work permit, wie z.B. ein LMIA work permit
  • Aufenthaltsdauer (im Steuerjahr länger als 183 Tage in Kanada)
  • kanadische Krankenversicherung von einer Provinz (health care card)
  • Auto auf dich zugelassen und versichert
  • kanadischer Führerschein
  • kanadisches Bankkonto/Kreditkarte 
  • kanadischer SIM-Karten-Vertrag
  • Eine Mitgliedschaft in einem lokalen Club oder Fitnessstudio

Zusätzlich zu den bereits genannten Punkten spielt auch deine Absicht, in Kanada zu bleiben, eine wichtige Rolle für die Einstufung als „tax resident“. Wenn du nach Kanada kommst, um dich längerfristig niederzulassen, zum Beispiel mit der Absicht, die Permanent Residency zu beantragen, baust du engere Bindungen zu Kanada auf.

Auch die Absicht, nach dem Working Holiday länger zu bleiben, also zum Beispiel ein Young Professional- oder LMIA-Work-Permit zu beantragen, spricht für „tax resident“.

Um dir bei der Entscheidung zu helfen:

  • Warst du im Steuerjahr länger als 183 Tage in Kanada?
  • Warst du am 31.12. des Steuerjahres noch in Kanada?
  • Treffen noch mindestens 3 andere Bindungen aus der ersten und zweiten Kategorie auf dich zu?
  • Bist du noch mindestens 8-10 Wochen in Kanada?

Wenn du diese Fragen mit “ja” beantworten kannst, kannst du die Steuererklärung als resident und online abgeben.

In einem extra Info-Beitrag >>hier<< zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du die Steuererklärung als “resident” online und kostenlos abgeben kannst.

Non-resident for tax purposes

Viele Work and Traveller kommen hauptsächlich wegen des Abenteuers und der kulturellen Erfahrung nach Kanada. Der Zweck des Working-Holiday ist es, Kanada zu erkunden und zu bereisen, während du kurzfristige Jobs annimmst, um deine Reise zu finanzieren. 

Die folgenden Situationen sieht man bei Work and Traveller sehr häufig. Als Backpacker unterwegs zu sein und zu reisen ist kein Problem – oft ist es der beste Teil deines Aufenthalts in Kanada – aber es wirkt sich auf deine Steuersituation aus.

Hier ein paar Beispiele, bei denen man non-resident ist:

  • Du hast überhaupt keine Bindungen zu Kanada.
  • Deine Familie (Ehepartner und/oder Kinder) lebt in deinem Heimatland.
    • Dies ist eine bedeutende Bindung an dein Heimatland.
  • Du hast eine leer stehende Wohnung im Heimatland.
    • Wohneigentum ist ein wichtiger Faktor und kann andere Bindungen überwiegen.
  • Du warst im Jahr weniger als 183 Tage in Kanada.
  • Du warst im Jahr mehr als 183 Tage in Kanada, aber
    • du hast nur kurzzeitig in mehreren Provinzen gearbeitet, während du gereist bist.
    • du hast nur in staff accommodation, Hostels oder auf Campingplätzen übernachtet.
  • Du bist nach Kanada gekommen, um eine Sommer- oder Skisaison zu arbeiten.
  • Du hast ein kurzfristiges bezahltes Praktikum in Kanada gemacht.
  • Du bist nach Kanada gekommen, um für ein paar Monate auf einer Farm zu arbeiten.
  • Du hast als Au-pair für eine Familie für ein paar Monate gearbeitet.
  • Du bist im selben Jahr nach Kanada eingereist und wieder ausgereist, z. B. Einreise im April und Ausreise im August.
  • Du bist im November oder Dezember nach Kanada gekommen, bist zuerst gereist, hast in einem Hostel oder Airbnb gewohnt und erst im folgenden Jahr einen Job, eine Wohnung gefunden oder deinen Führerschein umgetauscht.

Wenn du ein Sabbatjahr in Kanada machst und weiterhin Lohn von deinem Arbeitgeber beziehst, wird es etwas komplizierter. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst du trotzdem als non-resident eingestuft, je nachdem welche starken Bindungen du zu Kanada aufgebaut hast.

Falls du immer noch unsicher bist, und zusätzliche Hilfe bei der Einschätzung der Steuersituation in Kanada benötigst, kann ich gegen eine kleine Kaffeespende helfen. Du darfst dann bis zu 10 ‘follow up’ Fragen stellen. Andere Steuerberater in Kanada berechnen mindestens $80-$100 die Stunde für eine Beratung. > Hier mehr Info <

Beachte: Wenn du die Steuererklärung als ‘non-resident’ abgeben musst, musst du andere Steuerformulare verwenden. Du kannst die Erklärung nicht online einreichen oder eine Steuersoftware nutzen. Stattdessen muss die Steuererklärung auf Papier per Post eingereicht werden.

Wenn du ein non-resident bist oder Kanada bereits verlassen hast, kann ich dir bei deiner kanadischen Steuererklärung helfen.

Welche Auswirkungen hat die Steuersituation auf meine kanadische Steuererklärung?

Deine Einstufung kann einen sehr starken Einfluss auf deine kanadische Steuererklärung haben. Als Steuerzahler in Kanada stehen dir Freibeträge zu, die du mit deinen Steuern verrechnen kannst. Wie hoch diese Freibeträge angerechnet werden dürfen, hängt von zwei wichtigen Faktoren ab. Sie bestimmen, ob du eine Rückerstattung bekommst oder Steuern nachzahlen musst.

Die zwei entscheidenden Faktoren in deiner Steuererklärung sind also:

  • Ob du deine Steuererklärung als „Resident“ oder „Non-Resident“ abgibst
  • Ausländische Einnahmen vor, während oder nach deinem Aufenthalt in Kanada

Welche ausländischen Einnahmen müssen gemeldet werden?

Zu den meldepflichtigen Einnahmen gehören alle Einkommensarten, also Löhne, Einnahmen aus Selbständigkeit, Kapitalerträge, Arbeitslosengeld (I) und 520-Euro-Minijobs. Nicht als Einnahmen zählen BAföG, Hartz IV (Bürgergeld), Taschengeld oder finanzielle Zuschüsse von deinen Eltern.

Was ist, wenn ich auch ausländische Einnahmen während meines Kanada-Aufenthaltes hatte?

Wenn du während deines Aufenthalts in Kanada aus Deutschland oder anderen Ländern Einnahmen hattest, wird es komplizierter. Dann muss das Doppelbesteuerungsabkommen entscheiden, welches Land das Recht hat, die Steuern zu erheben.

Das bedeutet, dass bei Remote-Arbeit, einem Sabbatjahr mit Weiterzahlung des Lohnes oder Selbständigkeit aus einem anderen Land noch andere Punkte geprüft werden müssen.

Grundsätzlich gilt: Ab dem Tag, an dem du „Resident for Tax Purposes“ wirst, musst du deine weltweiten Einnahmen in Kanada versteuern. Wenn du in deinem Heimatland bereits Steuern auf diese ausländischen Einnahmen gezahlt hast, darfst du einen Teil davon in Kanada anrechnen lassen. Diese Anrechnung wird auch “Foreign tax credit” genannt. 

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