Warum muss ich Steuern nachzahlen?

Eine einfache (wenn auch ausführliche) Erklärung für Work-and-Traveller

Zuerst sollten wir den Begriff „Tax Credits“ in einfachen Worten erklären.

Jeder Steuerzahler in Kanada hat Anspruch auf bestimmte Steuerfreibeträge (Tax Credits), die helfen, die zu zahlende Einkommensteuer zu reduzieren.

Ein bekanntes Beispiel ist der federal Basic Personal Amount, der 2025 bei $16.129 lag. Jede Provinz hat außerdem ihren eigenen persönlichen Freibetrag, der die Steuern noch weiter senken kann.

Viele nennen das auch die „steuerfreie Grenze“. Das bedeutet: Liegt dein Einkommen unter diesem Betrag, musst du keine Steuern zahlen, und bereits einbehaltene Steuern werden zurückerstattet.

Aber: Das gilt nicht immer für alle.
Temporäre oder saisonale Arbeiter, die nur einen Teil des Jahres in Kanada verbringen, können oft nicht den vollen Freibetrag geltend machen. Das betrifft besonders Work and Traveller, die nur für eine Sommersaison oder Skisaison oder auf einer Farm für die Ernte nach Kanada kommen. 

Warum Arbeitgeber Steuerformulare brauchen

Wenn du in Kanada einen neuen Job anfängst, musst du gleich am Anfang ein paar Steuerformulare für deinen Arbeitgeber ausfüllen. Diese heißen „TD1 – Personal Tax Credits Return“. Es gibt immer zwei davon:
eins für Kanada (Federal) und eins für die Provinz, in der du arbeitest.

Dein Arbeitgeber braucht diese Formulare, um zu wissen, wie viel Steuer vom Lohn abgezogen werden soll. Das Geld wird dann automatisch als Vorauszahlung an dein Steuerkonto bei der Steuerbehörde überwiesen.

Wichtig zu wissen:
Die Lohnsteuer, die du während des Jahres zahlst, ist nur eine Anzahlung auf deine endgültige Steuer für das Jahr.

Wenn du im nächsten Jahr deine Tax Return (Steuererklärung) machst, prüft die Steuerbehörde,
ob du zu viel oder zu wenig Steuer gezahlt hast:

  • Wenn du zu viel gezahlt hast → bekommst du eine Rückerstattung.

  • Wenn du zu wenig gezahlt hast → musst du etwas nachzahlen.

Warum ziehen die Arbeitgeber zu wenig Steuern ab?

Dafür gibt es mehrere Gründe.
Ehrlich gesagt – du kannst die Schuld ruhig ein bisschen auf die Arbeitgeber schieben. Viele helfen ihren Mitarbeitern nicht beim Ausfüllen der Steuerformulare. Und noch schlimmer: manche fordern die Formulare gar nicht erst an.

Die meisten Work & Traveller füllen die TD1-Formulare einfach „nach bestem Wissen und Gewissen“ aus – in der Annahme, dass alles passt. Fast jeder füllt sie als „Residents for tax purposes“ aus.
Das hat zur Folge, dass die Arbeitgeber bei der Lohnabrechnung automatisch den vollen Freibetrag berücksichtigen.

Viele Arbeitgeber, die gar keine TD1-Formulare verlangen, versteuern sowieso alle Mitarbeiter automatisch als „full year tax Residents“ – egal, ob es sich um Kanadier oder um temporary workers (also Work & Traveller) handelt.
Dadurch wird bei allen der volle Freibetrag angewendet.

Ein weiteres Problem:
Die meisten Arbeitgeber kennen sich mit den Steuerregeln für temporary workers oder Non-Residents nicht aus – oder ihre Lohnsoftware ist gar nicht dafür ausgelegt. In solchen Fällen passiert dasselbe: alle werden als Residents behandelt und bekommen den vollen jährlichen Freibetrag angerechnet.

Das Ergebnis ist bei Work and Traveller immer gleich: Es werden zu wenig Steuern vom Lohn abgezogen.

Das Positive daran – und wenn du mit dieser Einstellung an die Sache herangehst, wirst du es ganz leicht verstehen:

Weil dir während des Jahres weniger Steuern abgezogen wurden, hattest du mehr Geld direkt auf deinen Pay Slips.
Das bedeutete: mehr Budget für Miete, Essen, Trips und Abenteuer – oder einfach etwas extra Geld, um zu sparen.

Du hattest das Geld also genau dann zur Verfügung, als du es wirklich gebraucht hast, während deiner Work & Travel-Zeit. Hätten die Arbeitgeber alles von Anfang an „richtig“ versteuert, wäre dir dieses Geld schon damals gefehlt – und du hättest unterwegs auf einiges verzichten müssen.

Diese Info betrifft die Situation als „Non-Resident for Tax Purposes“.

Nein, in Kanada gibt es nur ein Steuersystem – und die Steuerklassen sind für alle gleich.
Egal, ob du kanadischer Staatsbürger, temporary worker oder Student bist – alle werden nach den gleichen Steuersätzen besteuert.

Der einzige Unterschied liegt darin, welche Steuerfreibeträge (tax credits) du geltend machen darfst. Als Non-Resident hängt dies von der sogenannten 90%-Regel ab, die bestimmt, ob du überhaupt Anspruch auf die Freibeträge hast.

Die 90% Non-Resident-Regel besagt:

Um als Non-Resident die vollen Freibeträge anrechnen zu dürfen, muss das kanadische Einkommen mehr als 90% des gesamten Welteinkommens im Steuerjahr sein.

Welteinkommen = Einnahmen in Kanada + Einnahmen aus dem Ausland im gesamten Steuerjahr

Zu diesen Einnahmen zählen alle Arten von Einkommen – also nicht nur dein regulärer Lohn, sondern auch Minijobs (z.B. 520€-Jobs) oder Arbeitslosengeld I. 👉 Wichtig: Taschengeld oder finanzielle Unterstützung von den Eltern, Bürgergeld oder Hartz IV zählen nicht als Einkommen.

Es ist wichtig zu betonen: Die ausländischen Einnahmen – also das Geld, das du vor oder nach deinem Kanada-Aufenthalt verdient hast – werden in Kanada nicht besteuert. Sie werden nur in einem zusätzlichen Formular angegeben, damit die Steuerbehörde prüfen kann, wieviel Freibeträge du in deiner Steuererklärung anrechnen darfst.

Also, wenn dein kanadisches Einkommen

mehr als 90% deines gesamten Welteinkommens ausmacht,
👉 dürfen die vollen Freibeträge angerechnet werden.

Liegt dein kanadisches Einkommen unter 90%,
👉 dürfen keine Freibeträge angerechnet werden.

Für Non-Residents gilt also hier eine ganz klare Regel: Entweder du bekommst den vollen Freibetrag – oder gar keinen.
Es gibt nichts dazwischen. Ganz anders werden die Freibeträge als “Resident” berechnet. (Siehe weiter unten.) 

Es ist schon ärgerlich: Hätten die Arbeitgeber von Anfang an die richtige Steuer abgezogen – also bei jedem Paycheck ein bisschen mehr – hättest du am Ende keine Nachzahlung gehabt.

Ein einfaches Beispiel:

Wenn dein Arbeitgeber bei jedem zweiwöchentlichen Paycheck $50 mehr einbehalten hätte, wären das nach 6 Monaten insgesamt $600. $50 pro Paycheck hättest du nicht gemerkt – aber wenn sie nicht abgezogen werden, stehen bei der Steuererklärung plötzlich $600 Nachzahlung an. Das wirkt deutlich mehr und tut mehr weh.

Die Gesamtsteuer, die du zahlst, ändert sich nicht.
Der Unterschied liegt nur darin, wie du sie bezahlst: über das Jahr verteilt ist es viel einfacher, als alles auf einmal zahlen zu müssen.

Leider kann man daran nichts ändern – so funktioniert das kanadische Steuersystem für Non-Residents.

Ich weiß, dass ich steuerlich ein „Tax Resident“ bin.

Besteht trotzdem ein Risiko für eine Steuernachzahlung?

Wie bereits oben erklärt, entsteht eine Steuernachzahlung, wenn Steuerfreibeträge falsch berücksichtigt wurden und die Arbeitgeber zu wenig Lohnsteuer einbehalten haben.

Die Antwort auf die Frage lautet daher: Ja, ein solches Risiko besteht für Work-and-Traveller, die nur einen Teil des Steuerjahres in Kanada waren. Es hängt davon ab,

  • wie viel du verdient hast,
  • wie viel Steuern abgezogen wurden, und
  • wann du nach Kanada eingereist oder ausgereist bist.

Aus Erfahrung der letzten 10 Jahre im Taxback Service, ergeben sich Nachzahlungen als „Resident“ typischerweise aus zwei Gründen:

  1. Arbeitgeber ziehen weniger Steuern ab, wenn sie die vollen Freibeträge in den Payslips berücksichtigen, obwohl du im Steuerjahr eingereist oder ausgereist bist.
  2. Wenn du im Steuerjahr mehrere Arbeitgeber hattest und bei allen den vollen jährlichen Freibetrag hast anrechnen lassen. Der Freibetrag darf nur einmal angerechnet werden, insbesondere wenn dein Gesamteinkommen im Steuerjahr über dem Freibetrag liegt.

Für die Steuersituation als Tax Resident gilt:

Wenn man im Steuerjahr ein- oder ausgereist ist, dürfen die Steuerfreibeträge nur anteilig für die Tage, an denen man in Kanada war, angerechnet werden.

Hier ein vereinfachtes Beispiel (das auf alle “Residents” zutrifft, die im Steuerjahr eingereist oder ausgereist sind)

Federal Freibetrag 2025 = $16,129

Einreise 1. Oktober 2025 => Kanada-Aufenthalt im Steuerjahr => 3 Monate

Erlaubter Freibetrag = $4,032.25 ($16,129 : 12 Monate x 3 Monate)

Steuerpflichtiges Einkommen: Alles, was du über $4,032.25 verdient hast, wird versteuert.

Wie du siehst, ist der Steuerfreibetrag aufgrund deiner späten Einreise deutlich reduziert. Diese Regel ist eigentlich logisch: Warum sollte man Steuerfreibeträge für eine Zeit anrechnen, in der man nicht in Kanada gelebt hat?

Diese Enttäuschung mit den Freibeträgen erleben Work-and-Traveller häufig, die bei der Steuererklärung mit einer hohen Steuererstattung rechnen. 

✅ Die positive Nachricht aus der Praxis als Tax Preparer: 

Eine taggenaue Berechnung der Freibeträge bei Tax Residents führt in den meisten Fällen nur zu einer geringen Steuererstattung, es kommt eher selten zu einer Nachzahlung.

Antworten zu vielen Fragen von Work and Traveller

Diese gelten sowohl für 'Non-Residents' als auch für 'Residents'

Woher kennt die Steuerbehörde meine ausländischen Einnahmen, wenn ich sie nicht melde?

Grundsätzlich ist das absichtliche Verschweigen von Einnahmen in der Steuererklärung in Kanada eine Straftat. Das nennt sich „tax evasion“.

Sicherlich kann niemand jemals nachvollziehen, wieviel du in Cash in die Hand bekommen hast. 

Aber alle Einnahmequellen, die offiziell über das ausländische (hier im Fall das deutsche) Finanzamt gemeldet werden, sind in vielen anderen Ländern auf Anfrage ersichtlich. Das sind alle Länder, die ein Doppelbesteuerungsabkommen untereinander haben. So auch Kanada und Deutschland und auf Anfrage können beide Länder untereinander steuerliche Daten austauschen. 

Mein Rat an Travellers: Sei ehrlich in der Steuererklärung — das ist sicherer und vermeidet ernste Probleme.

Muss ich eine Steuererklärung abgeben? Was passiert, wenn ich keine abgebe?

Grundsätzlich ist man in Kanada zu einer Steuererklärung verpflichtet, wenn man Steuern nachzahlen muss.

Ich als tax preparer darf dir nicht von einer Steuererklärung abraten. Es ist aber Jedem selbst überlassen, ob man sich an die Pflicht-Anforderung hält oder nicht. Im schlimmsten Fall bekommst du eine Aufforderung von der Steuerbehörde.
Dann hast du keine Wahl mehr: Du musst die Steuererklärung einreichen und die Nachzahlung plus Zinsen leisten.

Wie hoch sind die Spätzinsen?

Die Zinsen sind 5% des zu zahlenden Betrages + 1% pro Monat bis max. 12 Monate. 

>> Offizielle Info auf der Webseite der Steuerbehörde hier <<

Wie hoch ist das Risiko einer Aufforderung?

Drei mögliche Szenarien, die dir bei deiner Entscheidung helfen können:

  1. Du hast schon einmal eine kanadische Steuererklärung abgegeben:
    Dann kann dich die Steuerbehörde innerhalb von 6 Jahren jederzeit kontaktieren und zur Abgabe auffordern. Du hast quasi einen online CRA Account. Viele Traveller lassen es in diesem Fall einfach auf sich zukommen.

  2. Du hast noch nie eine kanadische Steuererklärung abgegeben:
    Dann bist du nicht im System erfasst und hast keinen CRA-Account. Das Risiko, dass du eine Aufforderung bekommst, schätze ich in diesem Fall als sehr unwahrscheinlich ein.

  3. Du gibst in deinem Heimatland eine Steuererklärung ab:
    Dann musst du dein ausländisches Einkommen (also auch das in Kanada verdiente) angeben.
    Wenn dein Land ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Kanada hat (z. B. Deutschland), können beide Länder steuerliche Daten auf Anfrage austauschen.
    Außerdem wird die Steuerbehörde deines Heimatlandes in der Regel einen Nachweis der in Kanada gezahlten Steuern verlangen.
    Das heißt: In diesem Szenario wirst du wahrscheinlich doch eine kanadische Steuererklärung abgeben müssen.

Theoretisch kann die Steuerbehörde anhand der Steuerdaten deines Heimatlands deine Daten finden, wenn sie das will.

In der Praxis gilt aber: Bei sehr geringem Einkommen ist der Aufwand für die Behörde oft größer als der Nutzen, sodass sie sich meist zurückhält. Das heißt: Ein Risiko einer Aufforderung besteht zwar, ich schätze dieses Risiko aber insgesamt als sehr unwahrscheinlich ein.

Wie erreicht mich die Steuerbehörde dann?

Offiziell musst du der Steuerbehörde immer deine neue Adresse melden, jedes Mal, wenn du umziehst.
Viele Work & Traveller, die noch nie eine kanadische Steuererklärung abgegeben haben und Kanada wieder verlassen haben, machen das oft nicht und ändern die Adresse nicht.

Wenn du jedoch schon einmal eine Steuererklärung abgegeben hast, muss die Adresse unbedingt aktualisiert werden.
Du kannst dich dafür beim CRA Account registrieren und alles online erledigen.
Wichtig: Eine Registrierung von außerhalb Kanadas ist etwas aufwändiger.

>> Hier die gesamte Anleitung << 

So kannst du die Adresse ändern:

  • Online: im CRA account*
  • Anruf:
    • Innerhalb Kanadas: 1-800-959-8281 
    • Außerhalb Kanadas: +1-613-940-8495
  • Per Post: Mit dem Formular RC325 an die Adresse, die im Formular erwähnt wird. 

___

*Beachte, dass du sich erst für das CRA account registrieren kannst, nachdem du eine Steuererklärung in Kanada abgegeben hast. 

Bekomme ich später Probleme bei der Einreise nach Kanada, wenn ich keine Steuererklärung abgebe?

Jein. Deshalb auch hier zwei Szenarien. 

Nein:
Wenn du keine Steuererklärung abgibst, weiß die Steuerbehörde nicht, ob du Steuern erstattet bekommst oder nachzahlen musst.
In diesem Fall kommuniziert die Steuerbehörde nicht mit der Grenz- oder Einwanderungsbehörde über deine Steuern.

Ja:
Probleme können auftreten, wenn du eine Steuererklärung abgibst, eine Nachzahlung fällig ist, du diese aber nicht leistest und alle Erinnerungsbriefe ignorierst.
Dann kann es zu einem gerichtlichen Verfahren kommen, das unter Umständen auch der Grenzbehörde mitgeteilt wird – abhängig davon, wie hoch die Steuerschuld ist und wie schwerwiegend der Fall ist.

Wenn ich mich für die Steuererklärung entscheide, wie mache ich die Nachzahlung?

Die Steuerbehörde akzeptiert kein Bargeld per Post. 

Wenn du noch ein kanadisches Konto hast, ist es einfach und kannst eine Zahlung über das Onlinebanking machen.
>> Anleitung hier << 

Wenn du kein kanadisches Konto mehr hast, gibt es einen Drittanbieter, wo du mit Kreditkarte bezahlen kannst. PaySimply ist für Steuernachzahlungen geeignet und wird auch von der Steuerbehörde empfohlen. 

Wenn du für deine Steuererklärung meinen Service nutzt, erhältst du zusätzlich eine PDF-Anleitung, wie du die Zahlung vornehmen kannst – zusammen mit allen Unterlagen der Steuererklärung.

CanadaTaxBack:
Der günstigste Taxback-Service im Internet